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Die Inflationsrate betrug über 120 Prozent, viele praktizierende Muslime wurden bei der Suche nach Arbeit diskriminiert. Wenn Erdogan seine Klientelpolitik und seine aggressive Rhetorik verteidigt, dann wird vor allem eines deutlich: Demokratie wird nicht als universeller Wert verstanden, auch Andersdenkenden Rechte und Freiheiten zuzugestehen, sondern als Instrument, vorrangig um eigene Interessen durchzusetzen. Bertelsmann-Stiftung sieht „stark defekte Demokratie“ in der Türkei. Begünstigt durch die Zehn-Prozent-Hürde konnte die AKP seit 2002 eine Ein-Parteien-Regierung stellen. Diese Form des Ungehorsams ist ungewöhnlich und neu, so der Politologe Cemal Karakas. Begonnen hat alles mit einer Handvoll Umweltschützer und Istanbuler, die gegen die Gentrifizierung ihres Stadtteils protestierten. Land. Erdogan und die Führungsriege seiner Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei (AKP), die bekennende Muslime des sunnitischen Mehrheitsglaubens sind, reklamieren die Deutungshoheit sowohl für den öffentlichen Raum als auch für die Privatsphäre: Wenn Teile der AKP Ballett als "entartete" Kunst bezeichnen, der Alkoholkonsum systematisch erschwert wird oder der Premierminister die Geburt per Kaiserschnitt und Doppelnachnamen bei Frauen als "unislamisch" bezeichnet, dann schürt das Sorgen vor einer "Iranisierung" der Türkei. Sollte der Konflikt eskalieren oder zu einer nationalen Protestbewegung anwachsen, wird die Regierung nicht umhin kommen, die für 2015 vorgesehenen Parlamentswahlen vorzuziehen. Ob eine neue Regierung tatsächlich zu einer qualitativen Vertiefung der Demokratie beitragen wird, bleibt eine vage Hoffnung. Hier sind zwei Punkte anzumerken, die den Demokratisierungsprozess in der Türkei betreffen und teilweise das Verhalten der AKP erklären können: Erstens: Die Türkei ist eine "defekte" Demokratie. Defekte Demokratie Türkei - Machtkampf zwischen Kemalisten und Islamisten Hochschule Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Veranstaltung Demokratisierung und defekte Demokratien Note 2,0 Autor Güven Asmacik (Autor) Jahr 2007 Seiten 12 Katalognummer V90169 ISBN (eBook) 9783638070706 Dateigröße 491 KB Sprache Deutsch Schlagworte Dadurch soll der Zustand der Demokratie in der Türkei dargestellt werden, wobei der zeitliche Schwerpunkt auf der Amtsperiode der AKP (Adalet ve Kalkınma Partisi, „Partei für Gerechtigkeit und … Mehr Informationen dazu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.Zum ersten Mal in der Geschichte der Türkei formiert sich eine Zivilgesellschaft, die selbstbewusst mehr Freiheit einfordert. Doch auch Erdogans Rhetorik nach Gutsherrenart, welche den Demonstrierenden ihre Mündigkeit und Intelligenz abspricht, sind problematisch - ebenso seine islamischen Moralvorstellungen. Die Debatte um den EU-Beitritt der Türkei ist endlos. Demokratie-Index: „Die Türkei ist kurz davor, sich in eine echte Autokratie zu verwandeln“ Von Tom Schmidtgen - Aktualisiert am 22.03.2018 - 18:13 Das Kernproblem des politischen Systems ist dabei struktureller Art, weniger akteursbedingt. Wir empfehlen unseren kostenlosen t-online.de Browser:
THEMEN Die "defekte" türkische Demokratie Zum ersten Mal in der Geschichte der Türkei formiert sich eine Zivilgesellschaft, die selbstbewusst mehr Freiheit einfordert. Im Kielwasser des Streits haben sich weitere Demonstranten aus dem vorrangig linken politischen Milieu sowie Intellektuelle, Liberale, säkulare Muslime, Atheisten, Aleviten und Kurden eingefunden. Dass jetzt ausgerechnet die EU, die seit Jahren keine neuen Beitrittskapitel eröffnet, die Türkei in Demokratie- und Wertefragen belehrt, ist besonders skurril. Festzuhalten bleibt, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Türkei ein Konflikt zwischen der Regierung und einer sich formierenden Zivilgesellschaft ausgetragen wird, ohne dass sich das von der AKP-Regierung weitgehend politisch entmachtete Militär einmischt. Doch demokratische Legitimation garantiert nicht zwangsläufig demokratisches Handeln.